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Now Reading: IAA 2015: Vorsprung durch Ankündigung
Unterwegs auf der IAA in Frankfurt
Das beherrschende Thema der internationalen Autopresse ist e-Mobilität und im Focus steht als Kristallisationspunkt nach wie vor Tesla als derzeit einziges wirklich alltagstaugliches e-Fahrzeug. Noch vor einigen Jahre als weltfremde Spinnerei für reiche Öko-Freaks verspottet, haben die Verkaufszahlen jetzt die Realwelt aus dem Tiefschlaf gerüttelt. Schlagzeilen wie „Tesla: Angriff der Killer-Konkurrenz von Porsche und Audi“ (Der Aktionär) oder „Porsche Mission E: Teslas neuer Konkurrent“ (Süddeutsche Zeitung) haben ja geradezu beschwörerische Ausmaße. Deshalb musste ich mir auf der IAA wohl selbst ein Bild von der angeblichen Tesla Konkurrenz machen, oder gibt es auch andere schöne Wagen? Und wieso eigentlich Vorsprung durch Ankündigung? Aber der Reihe nach:
Da ich bereits das Vergnügen hatte, den Tesla Model S über längere Zeit im Alltagsbetrieb zu fahren, kann ich sagen, dass ich dadurch auch ein bisschen die Firmenphilosophie verstanden habe. Tesla wird sich erstens nicht ärgern, wenn Porsche, Audi und Co neue E-Modelle herausbringen. Tesla und vor allem deren CEO Elon Musk werden sogar begeistert sein, denn Musk möchte die Welt verändern und insgesamt die Elektrotechnik voranbringen. Deshalb wurden von Tesla auch die Patente freigegeben, für Batterie und Antriebsstrang. Komisch, dass diese bisher nur Mercedes (die übrigens Minderheitsanteile an Tesla halten!) in der B-Klasse einsetzt, leider allerdings mehr schlecht als recht. Ein Internet-User in den sozialen Netzwerken tönt noch lauter, indem er schreibt: „Achtung! Tesla bekommt Angst.“ Tesla bekommt mit Sicherheit keine Angst, ich bin der Meinung, dass Tesla sich sogar insgeheim über den neuen Hype freuen wird, frei nach dem Motto: „Konkurrenz belebt das Geschäft“. Tesla ist einfach zum jetzigen Zeitpunkt zehn Jahre vor allen anderen Autoherstellern, die es mit rein elektrischen Fahrzeugen versuchen möchten.
#VorsprungdurchAnkündigung
Im Internet kursiert gerade ein neuer Audi Slogan, aus „Vorsprung durch Technik“ wurde #VorsprungdurchAnkündigung. Und das ist leider wahr. Bereits 2009 präsentierte Audi auf der IAA das Elektroauto e-tron. Bis heute nicht erschienen. Auf der diesjährigen IAA wird der Q7 als E-Variante vorgestellt. Allerdings frühestens 2018 soll er kommen. Das gleiche gilt für den Porsche Mission E, schickes Auto, tolles Designs, ohne Frage, doch ein Auto für angeblich 450.000 Euro für das Jahr 2018 anzukündigen, ist keine Kunst. Mercedes kündigt durch deren Vorstand nebulös an „man arbeite intensiv an einem e-Mobil und werde 2022 marktreif sein“, mit etwas was selbstredend besser sei als der Tesla… Da fehlt den deutschen ein bisschen der amerikanische Mut und Lebensstil. Schade eigentlich, dass Tesla kein deutsches Auto ist.
Tesla bietet sogar den „Lächerlich-Modus“
Auf der IAA präsentiert Tesla unter seinen gewöhnlichen Modellen auch das Upgrade des Model S. Hierbei handelt es sich um den P90D mit Ludicrous Mode. Die Batteriekapazität wurde von 85 auf 90 kwH erhöht, was einer Reichweitenergänzung von 6% ausmacht und damit eine Reichweite von 560 Kilometern ermöglicht. Mit Ludicrous (engl. für lächerlich/grotesk, übrigens eine Anspielung an den satirischen Science-Fiction Film „Spaceballs“ aus den 80-er Jahren) Modus spurtet das Topmodell der Model S Reihe jetzt von 0 auf 100 km/h in nur 3,0 anstatt 3,2 Sekunden. Ich hielt das für egal, doch mehrere Menschen, die bereits eine Testfahrt hinter sich haben, sprachen von einer stark spürbaren Steigerung.
Ein bisschen Schade fand ich, dass Tesla nicht das neue Model X auf der IAA präsentiert hat. Der Tesla Deutschlandchef Jochen Rudat sagte mir, dass man dem Model X eine eigene Bühne mit eigener Präsentation zukommen lassen werde und dem P90D auf die IAA nicht die Show stehlen wolle. Deshalb wird es wohl in Kürze eine ganz eigene Präsentation des Tesla SUV’s geben.
VW in Schockstarre nach Abgasskandal
Wie verzweifelt müssen Autohersteller, die kein überzeugendes e-Konzept haben, eigentlich sein, wenn sie die offensichtlichen Nachteile, die ein herkömmliches Auto hat, sogar mit Manipulationen verschleiern müssen? Wie am Wochenende bekannt wurde, hat VW zugegeben, Ab Abgasmessungen in den USA manipuliert zu haben? Dem Konzern drohen jetzt Rückruf von bis zu 500.000 Fahrzeugen und Milliardenstrafen. Und alles nur um an einer längst überholten Antriebstechnik krampfhaft festzuhalten. VW gilt mit seiner Staatsbeteiligung des Landes Niedersachsen eigentlich als biederster Autokonzern der Welt, aber wird gleichwohl regelmäßig von Skandalen erschüttert: Es ist noch nicht allzu lange her, dass Schlagzeilen um Lustreisen des Betriebsrates den Konzern erschütterten, dann die ebenfalls Schlagzeilen-trächtige Übernahmeschlacht um Porsche und nicht zu vergessen der gerade erst beendete Machtpoker zwischen Piëch und Winterkorn. Diesmal scheint es allerdings richtig ernst zu werden, zumal VW mit den Manipulationen auch alle anderen Dieselhersteller in Misskredit bringt. Dieselfahrzeuge, die sich in den USA gerade erst etablieren konnten, sind plötzlich wieder im Gegenwind. Die Kampagne „Clean-Diesel“ ist in den USA bereits aus den Medien entfernt worden. Man kann kaum erwarten, dass es auch diesmal wieder „glimpflich“ ausgehen wird. Das fröhliche Schaulaufen von VW auf der IAA fällt damit wohl ins Wasser. Der gesamte Konzern bebt: Rückläufige Absatzzahlen und jetzt der Abgas-Skandal in den USA. Da interessiert sich wohl niemand mehr für die ohnehin mäßig erfolgreiche E-Mobil Offensive mit der Großankündigung des neuen Hybrid-Passat mit seiner sensationellen Elektro-Reichweite von 50 (!) km. Er hätte da wohl das Prädikat „Ludicrous“ im echten Wortsinne verdient. Selbst der neue Tiguan, der wenigstens mit dem neuen Design punkten kann, geht nun völlig im Gewitterhagel unter! Ein User im Netz sprach davon, dass Volkswagen die zu erwartende Strafzahlung besser in die Entwicklung eines massentauglichen E-Autos hätte stecken sollen. Wie wahr!
Porsche mit Mission E
In der Volkswagen Halle stellt Porsche seinen neuen rein elektrischen „Mission E“ vor. Er punktet bei mir vor allem durch sein Design. Viel mehr kann man leider aber auch noch nicht sagen, geschweige denn, ob es dieser Wagen irgendwann überhaupt einmal auf die Straße schafft. Im Netz kursieren Gerüchte über den Preis, der bei 450.000 Euro liegen solle. Puh, also damit macht man Tesla jedenfalls keine Konkurrenz. Auch der erste mit Turbomotor betriebene Porsche 911 feiert in Halle 3 seine Premiere. Geschuldet war diese Revolution den immer strengeren Umweltauflagen. Porsche möchte wohl nicht den gleichen Fehler wie der Mutterkonzern machen. Geringerer Verbrauch, mehr Leistung, für mich klingt das nach einer Win-Win-Situation. Und am neuen Facelift habe ich auch nichts zu meckern. Die Rückleuchten zum Beispiel sind an die des Porsche Macans angepasst. Die Endrohre liegen beim normalen Carrera jetzt in der Mitte und das Infotainment-System PCM wurde kräftig verbessert: 7-Zoll Touchscreen, Internetdienste wie Google Streetview und die Smartphone-Einbindung sind nur einige Neuerungen. Zudem wird im Kolonnenverkehr automatisch Motor und Getriebe voneinander getrennt, sodass der Wagen rollt ohne Sprit zu verbrauchen. Eine weitere Finesse, um auf den niedrigen Spritverbrauch von nur 7,4 Litern / 100 km zu kommen.
Design mit Selbstmörder-Türen?
Porsches Mission E bleibt nicht das einzige schicke Konzept-Auto der IAA. Citroen, Peugeot und Co zeigen, was technisch so alles auf uns zukommen wird in den nächsten Jahren. Dabei ist mir aufgefallen, dass die sogenannten „Selbstmörder-Türen“ (also solche, die den Drehpunkt an der B-Säule haben und damit nach vorne öffnen) wieder in Mode kommen. Bei fast allen Designstudien wurden genau diese Türen verbaut. Alles nur für die Show oder sehnt man sich wirklich nach den Türen, die zwar das elegante Einsteigen erleichtern, aber ein hohes Unfallrisiko (daher der Name) haben, wenn Sie während der Fahrt versehentlich geöffnet werden, zurück? Wohl eher, damit man bei diesen reinen Show-Cars den Innenraum besser sehen kann, wenn man das Fahrzeug von vorne fotografiert. Denn heutzutage baut lediglich Rolls-Royce noch diese sogenannten „Selbstmörder-Türen“, ein. Allerdings ist bei Rolls-Royce der Selbstmord schon deshalb ausgeschlossen, weil diese Türen wohl niemals von seinen Fahrgästen selbst von innen geöffnet werden, denn dafür gibt’s doch den eleganten und bestens ausgebildete Profi-Chauffeur und der öffnet diese selbstverständlich für seine illustren Fahrgäste erst, nachdem er die komplette Straße gesperrt hat.
Euch ist wahrscheinlich auch schon aufgefallen, dass das Porsche E-Konzept auch die „Selbstmörder-Türen“ besitzt. Doch diese sind wirklich nicht gefährlich, da sie weder von außen noch von innen geöffnet werden, jedenfalls bestimmt nicht vor 2022. Aus Insider-Kreisen habe ich erfahren, dass sich Porsche intern noch überhaupt nicht einig ist, für wen, warum und wann dieses Fahrzeug auf den Markt kommt. Meiner Meinung ist dieses Modell einfach nur auf die IAA gestellt worden, damit man halt auch „was elektrisches“ präsentieren kann.
Bei lauter Elektro und Zukunftsmobilität gibt es aber zum Glück auch noch herrlich normale Autos, also ohne besonderen Antrieb oder neuste innovative Techniken. Von denen hat mich der F-Pace, Jaguars erster SUV beeindruckt. Das Design ist wirklich gelungen und schmiedet sich perfekt in die Jaguar-Familie ein. Er ist einfach noch ein „richtiges Auto“ ohne großen Schnick-Schnack.
Die Vorstellung der New Mobility World mit autonomem Fahren usw. habe ich ganz bewusst weggelassen. Denn das hat nun wirklich überhaupt nichts mit Petrol-Heads oder Elektronen-Heads (Tesla, 700 PS) zu tun… Doch was mir noch an der diesjährigen Automesse aufgefallen ist, ist das diese auch immer mehr zur einer Art Architekturmesse wird. Wer hat den schönsten, den größten, den beeindrucktesten Stand. BMW baut in Halle 11 eine in der Luft hängende Teststrecke, die mich an eine riesige Carrera-Bahn erinnert hat. Mercedes mietet gleich die ganze Festhalle und Audi baut einfach mal auf die Freifläche eine ganz neue Halle. Ob sie damit nur ablenken wollen oder doch echte Alternativen in der Hinterhand haben, erfahren wir wohl erst in den nächsten Jahren.
Alle Fotos und weitere Highlights der IAA in der Fotogalerie!
Written by
Jan-Titus WillebrandSeit seinem ersten Lebensjahr autoverrückt. Beweis: Sein erstes Wort war „Auto“. Neben der Autoleidenschaft noch Designer bei dgh-maker.com und Autor bei DIE WELT / WELT AM SONNTAG.
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