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Now Reading: Mit dem Wildpferd in die Kanzlei

Mit dem Wildpferd in die Kanzlei

Unser Autor begleitet einen Frankfurter Top-Anwalt beim Ausritt durch den Großstadt-Dschungel. Er erfährt dabei hautnah, was die eigentliche Faszination hinter dem neuen Ford Mustang GT ausmacht. Und er ist live dabei, wie man in der Mittagspause mit dem 421 PS starken American-Dream-Car Gänsehaut erzeugt.

Ich fahre in die Tiefgarage der Kanzlei mitten im noblen Innenstadtviertel von Frankfurt am Main. Kalte Leuchtstoffröhren erhellen die Rampe zum ersten Untergeschoss. Versteckt hinter einem BMW M6 und einem Tesla Model S steht er, der nagelneue Ford Mustang GT: Ein Rappe. Daneben sein Besitzer, der erfolgreiche Frankfurter Rechtsanwalt Timm H.

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Die Mittagspause ist zur Entspannung da, ein echter Petrolhead erfährt Entspannung am Steuer. Wenn der V8 röhrt, ist alles andere zweitrangig. Und genau deshalb findet diese Mittagspause dann auch im amerikanischen Fünf-Liter-Muscle-Car statt.

Im Großstadtgewühl wird klar, der neue Mustang ist ein echter Hingucker. Neben Touristen und Bankern verdrehen selbst Leute, die sich eigentlich gar nicht für Autos interessieren, die Köpfe. Bei dem Sound, kein Wunder. Und wenn man dann auch noch durch Frankfurts enge Innenstadtgassen rollt, erst recht.

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Dass es kein Vernunftauto sein wird, war von vorneherein klar. Doch warum kauft sich ein angesehener Anwalt ein Auto, welches eher als „Proll-Karre“ verschrien ist? Die Frage ist eigentlich einfach zu beantworten: „Kindheitstraum, maximaler Fahrspaß, amerikanisches Flair, mehr PS als ein Porsche und trotzdem vergleichsweise preiswert“.

Ein typisches Anwalts-Auto ist der Ami-Schlitten ganz sicher nicht, da stehen bei den Kollegen wohl eher Audi, Mercedes, BMW und vielleicht auch mal ein Porsche vor der Kanzlei.

Timm H. sieht das so: „Tatsächlich bin ich bei allem, was ich tue, ein bisschen anders. Wenn ich mich mal in einem Porsche gesehen hätte, dann allenfalls in einem alten Porsche. Früher hatte ich mal einen Nissan Qashqai, ein klassenloses, durchaus cooles Auto mit super Preis-Leistungsverhältnis. Aber kein Anwalt fährt einen Nissan. Ich hatte japanische Mandanten, die mich ausgelacht haben und meinten: „Wir fahren alle BMW, und du fährst ein japanisches Auto, was ist denn das für ein Quatsch?!“

Dieser Anwalt passe eben nicht in die üblichen Klischees, auch im Berufsleben nicht. Schwimmt er deshalb permanent gegen den Strom? Nicht aus purer Opposition, sondern eher nach dem Motto: Wenn alle Anwälte mit dem Strom schwämmen, fahre er lieber mit dem Boot oder mit dem Fahrrad am Ufer entlang. Er sei kein Rebell oder der Robin Hood der Frankfurter Anwaltsszene, aber er habe einfach keine Lust, das zu tun, was alle machten.

Bis heute habe er zum Beispiel nie den Film Titanic gesehen. Als alle ins Kino rannten, sei er zu Hause geblieben. Dinge würden uninteressant, wenn sie alle hätten. „Warum soll ich der fünfhundertste Frankfurter Anwalt sein, der mit seinem Porsche jeden Morgen in die Kanzlei fährt. Ich bin der einzige mit ‘nem Mustang.“

Auf die Frage, ob dann nicht doch ein Tesla in Frage käme, meint er: „Der Tesla wäre tatsächlich auch aufgrund der Andersartigkeit etwas. Aber momentan gefällt mir der Mustang mit seiner sehr ausgeprägten Präsenz einfach besser.“

Und was sagen die Mandanten? „Die wollen alle mitfahren, vom mittelständigen Unternehmer bis zum Konzern-Geschäftsführer. Obwohl der Mustang jetzt kein 911er ist, der auf jeder Straße, bei jeder Geschwindigkeit um jede Kurve kommt, einfach indem man am Lenkrad dreht. Der Name Mustang passt wirklich, es ist ein schwer zu bändigendes, wildes Ding. Man muss tatsächlich einfühlsam fahren. Wenn man bei Regen in der Kurve zu viel Gas gibt, dann schleudert es einem das Heck weg. Es ist eben kein Auto, das feinsinnige Fahrwerksabstimmungen hat wie ein Oberklasse-Audi oder X-Drive-BMW.“

Bei den Unterhaltskosten alles im grünen Bereich? Und wie oft braucht man neue Reifen? „Die Sommerreifen sollten fürs nächste Jahr noch halten. Die haben jetzt 8000 Kilometer drauf. Steuern, Versicherung und natürlich die Energieeffizienz sind unterste Schublade.“

Hat man wegen der eigentlich gar nicht vorhandenen Energieeffizienz kein schlechtes Gewissen? „Ach Gott, ne, nachdem ich gehört habe, dass fünf Südsee-Tanker den CO2-Ausstoß aller Fahrzeuge in Europa haben, relativiert sich das. Vertreter der Grünen werden jetzt natürlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber so ist es halt.“

Ob es Alternativen zum Mustang gibt? „Momentan stellt sich die Frage nicht, aber falls der F-Type dann noch aktuell ist, dann wäre es auf jeden Fall der Jaguar.“

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Nach wenigen Kilometern wird klar, dass der Mustang auf keinen Fall ein Fehlkauf war. Optisch wurde die neue Version stärker an den legendären Mustang aus den 60ern angelehnt. Etwas abgespeckt hat er, nicht mehr ganz so bullig und aggressiv kommt er daher. Hinzu kommt das sportlich-moderne Design. Besonders schön erscheinen die Scheinwerfer und die Rückleuchten. Zwischen all den zweckmäßigen Normalo-Autos ein echter Hingucker.

Neben dem neuen Design gibt es zumindest für europäische Kunden noch eine gute Nachricht. Der Mustang ist über reguläre Ford-Händler in Deutschland zu bestellen. Doch die Wartelisten sind lang.

Die Sonne erreicht gerade ihren Zenit, als wir die Autobahnauffahrt erreichen. Dann sehnt man es herbei, das „Geschwindigkeitsbegrenzung-aufgehoben-Schild“, linke Spur und der Mustang sprintet nach vorne. Und kontinuierlich wummern die Moll-Akkorde aus den formvollendeten Pipes.

„An den Verbrauch darf man natürlich keinen Gedanken verschwenden“, sagt der stolze Besitzer. „Der Wagen verleitet einfach immer wieder dazu, Grenzen auszutesten. Aber wenn man keinen Spaß haben will, soll man doch bitte Straßenbahn fahren.“

Bei Tempo 180 beginnt plötzlich die Motorhaube an zu flattern. „Alles ganz normal“, versichert mir der Fahrer, “… ist eben ein wildes Pferd, der Mustang.“ Höchstgeschwindigkeit 250 km/h, aber das reicht auch und fühlt sich ohnehin schneller an, als in so manchem Porsche.

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Bei aller auf Performance getrimmten Ingenieurskunst haben die Mustang-Entwickler auch eine gute Portion Humor und Selbstironie bewiesen, indem sie sich einfach ein paar Gimmicks nicht verkneifen konnten: Schon vor Fahrtbeginn ruft das Auto seinem Besitzer zu: „Lass uns ausreiten“. Denn, sobald man die „Tür-auf-Funktion“ der Fernbedienung drückt, grüßt der Bolide mit einem auf den Fußboden projizierten Bild eines galoppierenden Mustangs.

Auf Wunsch blockiert der Mustang seine Vorderachse, damit der optimale Burn-out gelingt: Für 15 Sekunden wird dann hinten Vollgas gegeben, während die vorderen Bremsbacken zupacken. Zum Vorheizen der hinteren 275er Gummis sicherlich sinnvoll, zum Dezimieren der gleichen allerdings auch. Sind die Reifen erstmal auf Temperatur gebracht, zeigt der 5.0 Liter GT, was er draufhat.

Die Launch Control hilft beim Start, es lassen sich Anfahrdrehzahlen von 3000 bis 4500/min programmieren. Offiziell sprintet das Muscle-Car dann in 4,8 Sekunden von null auf 100 km/h. Und wer den Spieltrieb perfektionieren will, kann sich auch noch eine „Formel-1-Startampel“ im Display anzeigen lassen, die die bekannten fünf roten Ampeln nacheinander zur Startfreigabe ausknipst.
Außerdem wurde die Starrachsen-Radaufhängung durch eine Einzelradaufhängung ersetzt. „Wir befinden uns ja schließlich nicht mehr im Wilden Westen auf einer Kutsche“, obwohl der Rappe dorthin auch ganz gut passen würde.

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Angegeben ist der Mustang mit 13,5 Liter/100km. Am Ende unserer Fahrt stehen satte 23,7 Liter/100 km Verbrauch auf dem Dashboard. Ok, wir haben dem Rappen auch reichlich die Sporen gegeben. Mit einem Augenzwinkern meint Timm H.: „Wie ich bereits gesagt habe, da darf man nicht draufgucken, dafür hatten wir vermutlich etwas mehr Spaß als in der Straßenbahn.“

Der Mustang ist definitiv nicht jedermanns Auto und ganz sicher nicht Mainstream, aber auf jeden Fall ein Fahrzeug, das man auf dem Weg zur Champions League der echten Petrolheads irgendwann einmal besessen haben sollte. Für mich steht fest: Dieser Mustang ist der Beste, den es je gab!

Stilecht beenden wir unsere All-American-Lunch-Break mit dem obligatorischen Hamburger und einer Coke. Cheers!

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Das Making-Of: Der stolze Besitzer mit seinem Rappen auf der Weide!

 

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Written by

Jan-Titus Willebrand

Seit seinem ersten Lebensjahr autoverrückt. Beweis: Sein erstes Wort war „Auto“. Neben der Autoleidenschaft noch Designer bei dgh-maker.com und Autor bei DIE WELT / WELT AM SONNTAG.


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