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Tesla ab sofort mit Autopilot Software

Automatisch fahren Update ohne Service Center aufzusuchen

Tesla Motors rollt seit letztem Freitag die Software Version 7.0 nun auch in Europa aus. Diese beinhaltet neben einem neuen Design für die Instrumententafel und dem 17 Zoll Touchscreen auch die langerwartete Autopilot Software. Alle Autos seit September 2014 haben dafür bereits die Hardware verbaut. Für Käufer war diese freigeschaltet, wenn man sich für das 2.500 Euro teure Tech-Paket entschied. Für alle, die dies nicht getan haben, besteht nun aber trotzdem die Möglichkeit, den Autopiloten nachträglich zu aktivieren, allerdings sind dafür 3.000 Euro fällig. Aber selbst das ist ein fairer Deal oder welches sonstige Auto kann man selbst Jahre nach dem Kauf NACHTRÄGLICH mit Extras ausstatten? Die neue Software wird dabei ganz einfach und unkompliziert über das „Over-the-Air“ Verfahren eingespielt. Das Ganze ähnelt dann eher einem Handy, welches sich ja auch alle paar Monate auf den neusten Stand bringen lässt.

Wir hatten die Möglichkeit in einem der ersten Autopilot-fähigen Tesla Model S P85D in Europa mitzufahren. Der weitverbreitete Geschwindigkeits- und Abstandshalter ist in den Teslas schon seit Ende 2014 verbaut. Durch das neue Update kam nun die „Auto-Steering“ Funktion hinzu. Diese ermöglicht dem Fahrer, auf der Autobahn seine Hände theoretisch vom Steuer zu nehmen. Der Wagen hält problemlos die Spur und das bei Geschwindigkeiten bis zu 150 km/h. Kombiniert mit der cleveren Abstandshaltetechnik und dem Schildererkennungssystem fährt das Auto auf der Autobahn quasi vollständig autonom. Bei unserem Test bewies sich das System, welches sich noch in der Beta-Phase befindet, als sehr angenehm und hilfreich. Die Wagen kann zusätzlich nicht nur die Spur halten, sondern auch selbsttätig überholen. Dazu muss der Blinker nur in die gewünschte Fahrtrichtung gebracht werden. Der Überholvorgang verläuft dann vollautomatisch: Die Sensoren scannen den rückwärtigen Verkehr ebenso wie die beiden toten Winkel und die Geschwindigkeit des vorausfahrenden Fahrzeugs sowohl auf der aktuellen Fahrspur wie auch auf der Zielfahrspur. Zusammen ergibt das dann einen geschmeidigen Überholvorgang und auf Wunsch genauso geschmeidig ein Wiedereinscheren nach Abschluss des Überholvorganges.
Das System orientiert sich an den Fahrbahnmarkierungen und dem vorherfahrendem Fahrzeug. Auch von schwachen oder wechselnden Lichtverhältnissen (z.B. bei Tunnel-Durchfahrten oder unter Brücken) zeigt sich der Autopilot unbeeindruckt. Ein ähnliches System wird bereits in den hochpreisigen Mercedes Modellen wie der S-Klasse oder dem GLE verbaut. Diese können allerdings ausschließlich einer Fahrspur halten, sind aber nicht in der Lage Spuren (z.B. zum Überholen) zu wechseln. Außerdem zeigen sie wesentlich öfters Alarmmeldungen, die ein Eingreifen des Fahrers erfordern. Da man sich bei Tesla allerdings noch in der Beta-Phase befindet, sollte man die Hände stets am Lenkrad halten. Auch auf den Blick in den Spiegel sollte man bei dem Überholvorgang nicht verzichten. Zusätzlich sollte erwähnt werden, das Tesla den Autopiloten aktuell nur für die Autobahn empfiehlt. Schlechte Fahrbahnmarkierungen oder enge Kurven lassen das System auf Landstraßen dann doch an seine Grenzen stoßen. Z.B. sind rechte Fahrbahnmarkierungen, die von Gras und Sträuchern überwuchert sind, oft ein Anlass für Eingreifaktionen. Rechtlich gesehen haftet immer der Fahrer, niemals das System. Er hat formal noch immer die Gewalt über das Auto, auch deshalb gilt: der Autopilot ist vorerst nur als Unterstützung des Fahrers gedacht, gibt aber einen grandiosen Vorgeschmack auf das, was da noch kommen wird in allernächster Zeit. Tesla macht mit der Autopilotfunktion einen gewaltigen Schritt vor alle anderen Konkurrenten. Während die Testautos von Bosch und Google noch über abgesperrte Firmenareale fahren, entwickelt Tesla seine Fahrzeuge und deren Techniken im laufenden Betrieb weiter. Zwei Tage nach dem begonnenen Rollout des Softwareupdates in Europa kündigte Firmenchef Elon Musk bereits die Autopilot Version 1.01 an, welche schon bald ins Auto kommen wird. Hier zeigt sich ein weiterer Vorteil der Teslas. Die Autos lernen voneinander und befinden sich via Cloud im ständigen Austausch.

Weitere Neuerungen in der Version 7.0 sind eine Verbesserung der Klimaanlagensteuerung, etliche neue und neudesignte Anzeigen und Apps und die Optimierung der „Cruise-Control“ Funktion. Wo ein handelsüblicher Tempomat mit Abstandshalter (z.B. die Mercedes Distronic) versagt, trumpft der Tesla erneut auf. Beim Fahren auf engen und wendigen Landstraßen hält das übliche System lediglich die Geschwindigkeit bzw. passt sie der des Vordermanns an. Beim Fahren auf einer kurvenreichen Landstraße, die eigentlich für Tempo 100 freigegeben ist, musste man bisher vor jeder Kurve den Tempomaten ausschalten, die Kurve „manuell“ durchfahren und danach die Cruise-control wieder aktivieren, letztlich ein gänzlich unpraktisches Vorgehen. Bei Tesla wird zusätzlich der Straßenverlauf gescannt, mit dem Navigationssystem abgeglichen und so der voraussichtliche Straßenverlauf berücksichtigt. Der Tempomat verringert auch ohne einen vorausfahrenden Wagen die Geschwindigkeit, wenn z.B. die Straße eng wird oder eine starke Kurve durchfahren werden soll. Nach Durchfahren der Kurve steigert der Tempomat die Geschwindigkeit wieder auf die voreingestellte Geschwindigkeit. Damit hat Tesla zum ersten Mal die Cruise-Control auch für Landstraßen „alltagstauglich“ gemacht.
Außerdem wurden durch das Update auch noch Verbesserungen am Ansprechverhalten beim Beschleunigen vorgenommen, so dass das Fahrzeug wesentlich harmonischer und „weicher“ beschleunigt und bremst als bisher. Das verringert nicht nur den Stromverbrauch, sondern macht das Fahrerlebnis noch angenehmer.
Alles in allem lässt sich sagen, dass Tesla seine Autos mal eben über Nacht ein ganzes Stück wertvoller gemacht hat. Wir haben verschiedene Tesla-Fahrer gesprochen: Alle waren schier begeistert, dass man bei diesem Auto über Nacht ein „Tuning-update“ kostenlos und ohne Werkstattbesuch erhält, was bei anderen Herstellern entweder gar nicht möglich wäre (Austausch der kompletten Instrumententafel) oder ungleich teurer wäre, weil umfangreiche Eingriffe in die Hardware erforderlich wären, die ohnehin nur in einer Werkstatt durchzuführen wären. Die Anzahl sinnvollen neuen Funktionen, die über die sonst üblichen „Facelifts“ hinausgehen, sind bei anderen Autoherstellern entweder gar nicht nachträglich einzubauen, oder wären wohl um einiges teurer als ein kostenloses OTA (Over-the-Air) Update.
Tesla: Nicht nur das innovativste Auto der Welt, sondern auch das einzige, welches nach dem Kauf besser wird!


Written by

Justus Willebrand

Hat die Welt bereist. Fährt am liebsten offen, fasziniert von der Technik und Liebhaber von 80er Jahre Ikonen. Lieblingsauto: rot


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