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Stumme Zeugen

Der morbide Charme der Vergänglichkeit

Feine Stoffe, wie man sie bisher nur aus Paris kannte, edle Trikotagen, feinste Webereien aber auch textile Gebrauchsgewebe wurden mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert auch in dem damals kleinen Ort Albstadt auf der Schwäbischen Alb hergestellt, bis hin zu textilen Geweben für Betonbrücken und Hightech-Nähnadeln für die Modeindustrie auf der ganzen Welt. Schnell entwickelte sich Albstadt zum Mittelpunkt der baden-württembergischen Textilindustrie. Diese war der wichtigste wirtschaftliche Zweig für Albstadt, was der Stadt auch den Namen „schwäbisches Manchester“ einbrachte. Ruhm und Reichtum zogen rund um das Gebiet der Burg Hohenzollern ein. Den Konkurrenzkampf mit den Billiglohnländern hat das Gebiet allerdings inzwischen lange verloren. Die Dominanz der Textilfabriken hielt bis in die 1970er Jahre. Wirtschaftliche Standbeine sind heute neben der Textilindustrie die Werkzeug- und Elektroindustrie sowie der Fremdenverkehr. Die teilweise stark verfallenen Fabrikgebäude sind jedoch immer noch stolze, aber stumme Zeugen einer längst vergangenen Zeit. Wenn man sich die Muße nimmt für eine Rundtour zu den verschiedenen Industriedenkmälern, kann man eine ganz besondere Ästhetik spüren und glaubt zu hören, wie die Webstühle klackern und die Sirene zur Mittagspause einst schrillte.

Albstadt Welt kompakt Industriearchitektur Textilindustrie Schwäbische Alb

Erschienen in WELT kompakt 28.02.2018 | Fotos: Jan-Titus Willebrand

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Jan-Titus Willebrand

Seit seinem ersten Lebensjahr autoverrückt. Beweis: Sein erstes Wort war „Auto“. Neben der Autoleidenschaft noch Designer bei dgh-maker.com und Autor bei DIE WELT / WELT AM SONNTAG.


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